Von Februar bis März wurde im Steigenberger Hotel Thüringer Hof in Eisenach die intelligente Raumsteuerung getestet. Dafür wurden Heizkörper in Zimmern verschiedener Kategorien mit Funk-Thermostaten ausgestattet. Die intelligente Raumsteuerung reguliert so automatisch die Temperatur im Hotelzimmer und berücksichtigt dabei Belegung und aktuelle Wetterdaten. Der Energieverbrauch konnte zweistellig gesenkt werden.
Informationen
Messpilot im Steigenberger Hotel Thüringer Hof Eisenach
• Testzeitraum Februar bis März 2019
• In 28 Zimmern unterschiedlicher Kategorien von 126 Zimmern
• 26% Energieeinsparung
Hoteldirektor Dr. Hans-Joachim Hook:
• Nachhaltigkeitsbeauftragter des Steigenberger Hotels und Mitglied im Arbeitskreis Elektromobilität der Stadt Eisenach
• Seit 35 Jahren in der Hotellerie
• Ökonom
Nach dem Abschluss einer zweimonatigen Messreihe fragten wir Dr. Hans-Joachim Hook, Direktor des Steigenberger Hotels Thüringer Hof in Eisenach, nach seinen Beweggründen und dem Ergebnis. Umgeben von der Gründerzeitatmosphäre im Foyer des modernisierten 126 Zimmer-Hauses legte er souverän die Schlagzeile vor:
„Weil ich glaube, dass Nachhaltigkeit nichts anderes ist, als eine Denkstruktur!“

Dr. Hook:
Jeder Unternehmer sollte sich überlegen, wie er zur Veränderung dieser Denkstruktur beitragen kann. In der Hotellerie haben wir Gäste, die möglicherweise von zuhause aus viel weiter sind, diese neue Haltung mitbringen und möglicherweise auch den Blick dafür haben: „Ist das, was ich zuhause als Ziel für mich definiert habe, auch in Unternehmen oder in der Hotellerie umgesetzt?“ Es kommen viele Gäste in die Hotels, die sich eines Tages sagen: „Wenn das nicht umgesetzt und erfüllt wird, dann wohne ich da eben nicht mehr.“(siehe KANO-Modell, Anmerk. Redaktion1)
Anders herum gedacht: die Buchungsplattformen könnten das Buchungskriterium „nachhaltiges Hotel“ besser in den Vordergrund stellen. Dann haben Sie auch die richtige Zielgruppe und die passenden Hotels zusammen. Wenn einer heute ins Hotel kommt, dann macht derjenige das Marketing! Nicht wir machen Marketing, sondern der da durch die Tür kommt! Der ist mit der ganzen Welt verbunden. Dem muss man Stories geben, damit er sie weitererzählen kann.
Betterspace:
Sollte Nachhaltigkeit also als Mehrwert erklärt werden?
Dr. Hook:
Ja, deshalb war es uns auch so wichtig, dem Gast deutlich zu sagen, dass wir eine Messreihe machen. Wir haben den Gästen erklärt, dass es bei aller Automatisierung der Prozesse seine Entscheidung bleibt, ob er mitmacht oder nicht mitmacht. Ist das ein Thema für mich oder nicht? Wir sind an der Stelle, dass man dem Gast immer wieder sagen muss „wir stehen für Nachhaltigkeit und das siehst du an der und der Stelle im Hotel“. Als ich sah, was Betterspace bietet, schlug ich den Thüringer Hof bei der Hotelgruppe als Pilotprojekt vor. Und als auch der Energieberater zustimmte, haben wir’s halt einfach gemacht.
Betterspace:
Also als eines der vielen persönlichen Signale, die Sie in vielen Elementen von der Einrichtung bis zur Servicehandschrift an Ihre Gäste aussenden?
Dr. Hook:
Ja, das trifft es genau!

Betterspace:
Haben Sie sich allein aufgrund des Einsparpotenzials für die smarte Steuerung entschieden?
Dr. Hook:
Wir sind ein Pilotprojekt für alle Häuser der Gruppe. Dabei geht es gar nicht so sehr um die Einsparung alleine, es geht auch um die Frage, ob es eine zusätzliche Komplexität für das PMS darstellt. Mit diesem Pilotprojekt lernten wir auch wie man denken und woran man alles denken muss. Deshalb arbeiten wir auch seit vielen Jahren mit einem Energieberater zusammen. Aber es geht gar nicht mal alleine um Einsparung. Es geht uns darum, ambitionierten Unternehmen wie Betterspace ein Erprobungsfeld zu bieten. Ich sehe die Verantwortung unserer ganzen Branche.
Betterspace:
Wofür wir uns herzlich bedanken! Wem empfehlen Sie eine Digitalisierungsstrategie?
Dr. Hook:
Für jemand der sagt, ich rüste um, weil… ist es wesentlich schwieriger als im Neubau. Derjenige muss sich überlegen, in welchen Bereichen er überall im Haus Digitalisierung haben will und in welchem Umfang. Von einer Besitzgesellschaft wie Vienna, zu der wir nun wechseln, erwarten wir uns dazu Impulse. Da wird sich in den nächsten fünf Jahren einiges entwickeln.
Betterspace:
Wie schwierig war es für die Haustechnik, das System zu installieren?
Herr Michael Hergarten, Haustechnik:
Überhaupt nicht. Es läuft ja alles über Funk und ist schon fertig. Da braucht man nicht mal mehr Kabel legen.
Betterspace:
Und wie kam das Housekeeping damit zurecht?
Dr. Hook:
Das ist ja sehr spannend, welche Informationen einem das System noch alles gibt. Wenn ich von meinem Büro aus die Hausdamen anrufe und sage „Achtung! Zimmer 210 hat sich auf vier Grad abgekühlt, ist da noch ein Fenster offen?“ dann ist das Staunen groß, woher ich das denn sehen kann. Auch die individuelle Ansteuerung via PMS je nach Gastvorlieben oder nach den Geschmäckern der Nationen, mit der dann die Lieblingstemperatur bei Belegung eingestellt wird, eröffnet dann schon den spielerischen Bereich das Ganzen. Denn eine amerikanische Buchung kann auch einen es frischer liebenden Europäer ankündigen, ohne dass Sie das sofort erkennen. Es gibt einige Funktionen, die für das Management sehr hilfreich sind.
Betterspace:
Wie lautet nun Ihr Resümee?
Dr. Hook:
Wir hatten in den Zimmern der Messreihe im Altbau 70% Belegung. Und da zeigt sich „Wo haben Sie den größten Effekt rausgeholt? Aus einem belegten Zimmer oder aus einem nicht belegten?“ Der Hebel ist in den nicht belegten Zimmern der viel größere, die haben wir auf konstant 17 Grad gehalten. Das muss jeder für sich bewerten. Wenn man ein Haus mit saisonalen Schwankungen oder zeitweise 60% Belegung hat, kommt unterm Strich noch viel mehr raus.


1. Siehe auch KANO Modell: Ein Modell, das beschreibt was passiert, wenn die von der Zielgruppe erwarteten Basisanforderungen nicht erreicht werden können. Ja ich möchte mehr über die Raumsteuerung erfahren!